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Gedanken zum Tage (von Steffen Schille)

21.03.2020

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


In diesen Tagen habe ich oft diese Worte gebetet. Sie wurden von Reinhold Niebuhr während des Zweiten Weltkrieges verfasst.
Es ist eine paradoxe Situation: da passiert ganz viel, ein Virus breitet sich aus, mein Leben wird auf den Kopf gestellt. Ich muss zuhause arbeiten, darf meinen alten Vater nicht besuchen und soll keine Freunde treffen.
Gottesdienste fallen aus und die lange vorbereiteten Bibelabende können nicht mehr stattfinden. Gleichzeitig soll ich Ruhe bewahren und nichts tun. Zuhause sitzen, um andere und mich nicht zu gefährden. 
Das fühlt sich falsch an: alles ändert sich und ich soll nichts tun. Nach noch nicht einmal einer Woche Katastrophenfall nagt  eine Unruhe in mir. Ich habe das Gefühl, ich müsste etwas tun. Etwas zu tun hat bei den letzten welterschütternden Ereignissen doch auch geholfen: bei der Flut, während der Migration, nach den Anschlägen. Gleichzeitig kommen jetzt die immer dringenderen Aufrufe von Politik und Fachleuten, dass nur Abstand und Selbstisolation das Virus besiegen werden.
Was kann ich tun? Was soll ich nicht tun? Wie besiege ich die Unruhe?

Beten hilft.
In unserer Kirche gibt es das Versöhnungskreuz (siehe Foto). Jesus, der den Schmerz und den Tod überwunden hat, reicht dem Betrachter, allen Menschen die Hand. Was auch kommen mag - die Vergebung und die Liebe Gottes sind gewiss.
Jesus betete im Garten Gethsemane: "Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!" (Mt 26,39).
Der Kelch des Todes blieb Jesus Christus nicht erspart. Aus dem Tod Jesu wuchs die Hoffnung auf Vergebung der Sünden der Menschen, die Auferstehung und das ewige Leben.
Die Situation annehmen, wie sie ist. Vielleicht passiert gerade jetzt etwas, dessen Nutzen ich erst später erkenne. 

Vielleicht soll ich die Zeit ohne Gottesdienste, ohne Begegnungen mit Menschen, ohne Termine nutzen, um zur Ruhe zu kommen. Zeit zum Nachdenken. Zeit zum Beten.
Zeit für Gott und Zeit für mich.
Das Virus kann ich nicht ändern.
Mein Verhältnis zu Gott schon.


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