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Wort für den Tag: Dienstag, 5. Mai

05.05.2020

Wort für den Tag

„Wohin gehst du?“, fragt mich mein Mann als ich die Wohnungstür öffne. „Ich weiß nicht.“ „Du musst doch wissen, wohin du gehst!?“
Heute gehe ich „ohne triftigen Grund“ aus dem Haus: Sieben Wochen durfte ich das nicht. Ich ging zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Spazierengehen. Ich hatte immer einen Grund.
Nun also einfach so. Grundlos. Nur um meine wiedergewonnene Freiheit zu genießen. Doch halt! Das ist ja auch schon wieder ein Grund.
Und so frage ich mich: Kann ich grundlos gehen? Irgendetwas tun ganz ohne Grund? Habe ich das nicht eigentlich verlernt? Manchmal sehne ich mich danach: Ich verlasse das Haus und überlasse meinen Füßen, wohin sie mich tragen. Ich schalte meinen Kopf aus, gehorche nur meinen Bewegungen. Ich denke nicht daran, was mir das bringt, was es mich kostet, was ich gerade versäume oder wo ich wann ankommen muss.
Wie Kinder. Staunend steht unser Enkel an der Baugrube und kann sich nicht losreißen. Jauchzend laufen Kinder auf der Wiese vor meinem Fenster einem Schmetterling nach, den sie nie und nimmer fangen können. Den sie auch eigentlich gar nicht fangen wollen. Aber ihm nachjagen. Spaß haben. Spaß am Leben. Und dieses Leben kosten.
„Wohin gehst du?“, fragt mich mein Mann als ich die Wohnungstür öffne. „Ich gehe, das Leben neu zu kosten.“

Lied: Himmel, Erde, Luft und Meer (EG 504)

1. Himmel, Erde, Luft und Meer zeugen von des Schöpfers Ehr;
meine Seele, singe du, bring auch jetzt dein Lob herzu.

2. Seht das große Sonnenlicht, wie es durch die Wolken bricht;
auch der Mond, der Sterne Pracht jauchzen Gott bei stiller Nacht.

3. Seht, wie Gott der Erde Ball hat gezieret überall.
Wälder, Felder, jedes Tier zeigen Gottes Finger hier.

4. Seht, wie fliegt der Vögel Schar in den Lüften Paar bei Paar.
Blitz und Donner, Hagel, Wind seines Willens Diener sind.

5. Seht der Wasserwellen Lauf, wie sie steigen ab und auf;
von der Quelle bis zum Meer rauschen sie des Schöpfers Ehr.

6. Ach mein Gott, wie wunderbar stellst du dich der Seele dar!
Drücke stets in meinen Sinn, was du bist und was ich bin.

Gebet

Lieber Gott, lass mich diese Freiheit kosten! Wie eine frische Erdbeere, wie einen kühlen Wein!
Lass mich das Leben kosten als sei es mir neu geschenkt.
Und lass mich die Freude mit anderen teilen. Und wenn es nur ein Lachen ist, das uns durch den Himmel miteinander verbindet. Amen.

Und was tun mit der freien Zeit?
Freuen Sie sich doch einfach mal wieder an Hermann und Beate von dem unübertroffenen Loriot!
Hier können Sie die beiden in ihrer Wohnung besuchen. Viel Spaß!

Ich grüße Sie herzlich am zweiten Tag einer fast ungewohnt gewordenen Freiheit,
Ihre Simone Carstens-Kant, Pfarrerin der Marktgemeinde


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