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Wort für den Tag: Karfreitag
10.04.2020
Es ist Karfreitag. Der Tag der Kreuzigung Jesu. Wir weichen dem Leiden, der Schuld, den ungelösten Fragen nicht aus. Warum musste Jesus sterben? Warum geschieht heute so viel Schlimmes?
Bibelwort:
Aber Jesus schrie laut und verschied. (Markusevangelium 15, 37)
Auslegung:
So viel Schmerz. So viel Verzweiflung. Und dann Stille. Totenstille. Grabesruhe. Die römische Besatzungsmacht ist zufrieden: ein Aufrührer weniger. Die religiösen Anführer in Israel sind zufrieden: ein Gotteslästerer, ein religiöser Wirrkopf weniger. Doch in Wirklichkeit: Die Liebe Gottes wird zum Schweigen gebracht. Der Weg, die Wahrheit, das Leben – sie sterben am Kreuz.
So viel Ringen, so viel hoffnungsvolles und verzweifeltes Engagement für echten Klimaschutz. Wir haben nur noch wenige Jahre, um eine völlige Entgleisung zu verhindern. Das ist der überwältigende Konsens der Wissenschaft. Und immer noch geschieht viel zu wenig. Statt entschiedenem Handeln: Totenstille. Grabesruhe.
Und Menschen fühlen sich eingesperrt. Ertragen die Isolation nicht mehr. Haben Sorge, ob unser Gesundheitssystem standhält. Sehen ihre wirtschaftliche Existenz zerbrechen. Ein Ende ist noch nicht in Sicht. Auch hier: lähmende Stille. Grabesruhe.
Manches ist nicht zum Aushalten. Und doch müssen wir es ertragen. Der Tod hat die Oberhand. Und wir rufen nach Leben. Möge es Ostern werden. Bald!
Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ (GL 289, EG 85, 1-2):
O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron,
o Haupt, sonst schön gezieret mit höchste Ehr und Zier,
jetzt aber hoch schimpfieret: gegrüßet seist du mir!
Du edles Angesichte, davor sonst schrickt und scheut
das große Weltgewichte: wie bist du so bespeit,
wie bist du so erbleichet! Wer hat dein Augenlicht,
dem sonst kein Licht nicht gleichet, so schändlich zugericht‘?
Gebet:
Gott des Lebens, lasse nicht zu, dass der Tod gewinnt!
Gib uns Einsicht und Mut und Kraft, zu tun, was dem Leben dient.
Hilf den Schwachen auf, stärke die Ängstlichen, lass die Liebe unter uns wachsen.
Und hilf uns, Dir zu folgen auf diesem Weg.
Sei bei uns Gott. Wir brauchen Dich.
Amen.
Und was tun mit der freien Zeit?
Helfen Sie, Leid zu lindern. Einen Menschen anrufen, von dem Sie wissen, dass er einsam ist. Einem gefangenen Falter ins Freie verhelfen. Freundlich nachfragen: Wie geht es dir? Jemandem Hilfe anbieten.
An diesem Karfreitag grüße ich Sie herzlich
Ihr Christoph Eichert (Pfarrer der Paulusgemeinde)